Konzernumsatz von Groz-Beckert 2020 pandemiebedingt rückläufig
Albstadt: Nach bestätigtem Jahresabschluss sank der Konzernumsatz von Groz-Beckert im Geschäftsjahr 2020 deutlich. Pandemiebedingt ging der Umsatz um 52 Millionen Euro auf 618 Millionen Euro in 2020 zurück. Der Belegschaftsstand im Konzern sank um 378 Personen auf 8.847 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„2020 war für uns bereits das zweite Jahr in Folge mit rückläufigen Umsätzen“, erläutert Hans-Jürgen Haug, Sprecher der Geschäftsführung Groz-Beckert. „Bereits ab Mitte 2018 waren wir von der schrittweisen Abschwächung der Konjunkturdynamik betroffen, die sich 2019 fortsetzte. Für 2020 waren wir von einer Verbesserung der Situation ab der zweiten Jahreshälfte ausgegangen, doch dann kam bekanntermaßen alles anders.“
Geprägt durch die Coronakrise brach die Marktnachfrage in der Textilbranche deutlich ein. Die Auswirkungen spürte Groz-Beckert vor allem im zweiten Quartal, in dem die Monatsumsätze um bis zu 45 Prozent unter Vorjahr lagen. Über die Sommermonate hinweg stabilisierte sich die Lage und ab September zogen die Umsätze spürbar an. Dies konnte die Umsatzverluste etwas abmildern.
Vor allem China sorgte durch seine schnelle Erholung nach den harten Lockdowns zu Jahresbeginn 2020 für Umsatzzuwächse bei Groz-Beckert in der zweiten Jahreshälfte. Damit fiel der Umsatzrückgang im Konzern weniger drastisch aus, als noch zur Jahresmitte angenommen.
In Summe sank der Konzernumsatz von 670 Millionen Euro in 2019 auf 618 Millionen Euro in 2020. Dies entspricht einem Rückgang um 52 Millionen Euro bzw. 8 Prozent.
Produktbereiche
Im Produktbereich Knitting (Stricken und Wirken) war die Marktentwicklung sehr stark von der Coronapandemie geprägt und die Umsätze insgesamt rückläufig. Der chinesische Markt erholte sich am schnellsten, sodass der Bereich in China bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder einen deutlichen Nachfrageanstieg verspürte. In der Pandemie gelang zudem der Ausbau des Onlinegeschäftes.
Die Nachfrage nach Industrienähnadeln im Bereich Sewing (Nähen) war ebenfalls erheblich von der Pandemie getroffen. Ihr negativer Einfluss reichte bis in das dritte Quartal hinein. Die zahlreichen weltweiten Lockdowns hatten starke Nachfrageeinbrüche im Bekleidungssektor zur Folge, auch wenn der Online-Handel im Vergleich deutlich anzog.
Im Gegensatz zum Industriesegment entwickelte sich das Geschäft mit Haushaltsnadeln der Marke Schmetz erfreulich. Der Bereich profitierte von den Lockdowns und dem Trend zu Selbstgemachtem.
Die Produktion getufteter Bodenbeläge war weltweit rückläufig, was sich auf den Produktbereich Tufting (Tuften) auswirkte. Vor allem die sinkenden Absatzzahlen der Automobilhersteller und damit getufteter Automobilteppichböden trugen zum Umsatzrückgang bei.
Der Umsatz mit Produkten des Bereichs Felting (Filzen/Nonwovens) blieb ebenfalls unter dem Vorjahr. Auch hier fiel das wichtige Segment der Automobilindustrie als Wachstumsmotor aus, ebenso die USA als bedeutender Markt der Nonwovens-Industrie.
Die sich zu Jahresbeginn 2020 abzeichnende Erholung in den weltweiten Webmärkten, wurde durch die Coronapandmie ausgebremst. Entsprechend schwach entwickelten sich die Umsätze des Produktbereichs Weaving (Weben) – vor allem im Bekleidungssegment. Selbst in China konnten die Webereien kaum von der belebteren Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte profitieren.
Der Produktbereich Carding (Kardieren) verzeichnete trotz der pandemiebedingten Beeinträchtigungen einen lediglich geringen Umsatzrückgang. Dies ist auf den Boom der Segmente Medizin und Hygiene in der Nonwovens-Industrie zurückzuführen. Insbesondere die chinesischen Maschinenbauer investierten in Maschinen zur Herstellung von Desinfektionstüchern, Gesichtsmasken, medizinischer Schutzbekleidung und anderen Hygieneprodukten.
Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Baubranche waren geringer als auf zahlreiche andere Industrien, dennoch waren sie deutlich zu spüren. Der Umsatz des Produktbereichs Bautechnik – zu dem das Tochterunternehmen solidian mit seinen textilen Bewehrungen für Carbonbeton zählt – war rückläufig, erholte sich jedoch zum Jahresende hin.
Mitarbeiter
Zum Stichtag 31. Dezember 2020 beschäftigte Groz-Beckert im Konzern weltweit 8.847 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit sank der Belegschaftsstand von im Vorjahr 9.225 Personen um 378 Mitarbeiter.
Am Stammsitz in Albstadt verringerte sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geringfügig um 46 auf 2.241 Personen (Vorjahr: 2.287). Zudem waren zum Jahresende im Unternehmen 161 Auszubildende und dual Studierende beschäftigt (Vorjahr:166). Zum Start des Ausbildungsjahres 2020 begannen 50 junge Menschen bei Groz-Beckert in Albstadt eine Berufsausbildung oder ein duales bzw. ein Kombi-Studium (Vorjahr: 54).
Aufgrund der pandemiebedingt äußerst schwachen Wirtschaftslage wurden am Standort Albstadt verschiedene Personalmaßnahmen umgesetzt. Im Wesentlichen waren dies der Abbau der positiven Stundenkonten und Kurzarbeit ab Juni 2020. Die Kurzarbeit wurde zum Juni 2021 beendet.
Konzern-Kennzahlen 2020 vs. 2019 im Überblick
Geschäftsjahr 2021
Unter Berücksichtigung der pandemiebedingten Rahmenbedingungen verlief das erste Halbjahr 2021 für Groz-Beckert gut. Nach sechs Monaten liegt der Konzernumsatz mit plus 30 Prozent deutlich über dem sehr schwachen Vorjahr.
„Wir gehen davon aus, das wir das Geschäftsjahr 2021 beim Umsatz deutlich über 2020 abschließen werden. Allerdings werden wir noch nicht unser Vorkrisenniveau aus 2018 erreichen“, so Hans-Jürgen Haug.
Gebäude 30
Im März 2020 fiel der Startschuss für den Bau des neuen Produktionsgebäudes in Albstadt. Für den Neubau sind rund 140 Millionen Euro veranschlagt. Das Gebäude, das östlich des Technologie- und Entwicklungszentrums (TEZ) entsteht, wird eine hochmoderne Produktion beheimaten. Die rund 46.000 m² Bruttogrundrissfläche erstrecken sich auf drei Etagen, die teilweise durch Zwischengeschosse ergänzt sind. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage mit 700 kWp installiert.
Die Umsetzung der Baumaßnahmen sind aktuell rund 4 Monate in Verzug. Durch die Verzögerung birgt der kommende Winter ein weiteres Terminrisiko, da der Rohbau voraussichtlich nicht rechtzeitig unter Dach sein wird. Ursprünglich war der Beginn des Einzugs ab September 2022 geplant. Der Termin dürfte sich auf das Frühjahr 2023 verschieben.
Lužice
Am Abend des 24. Juni 2021 wütete im Südosten Tschechiens ein Tornado, der unter anderem die Gemeinde Lužice und damit das Groz-Beckert Werk vor Ort traf. Der Tornado richtete in der Region und im Werk erhebliche Schäden an. Insgesamt wurden fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verletzt, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Alle Mitarbeiter sind mittlerweile genesen.
Im Werk in Lužice, in dem Nadeln und Systemteile für die Strickindustrie produziert werden, laufen die Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten. Erste Produktionsbereiche sind bereits wieder in Betrieb. Bis September sollen rund 75 Prozent der Produktionskapazität wieder erreicht werden, bis Anfang kommenden Jahres 100 Prozent.
„Der Zusammenhalt unserer tschechischen Belegschaft in dieser schwierigen Situation war und ist beeindruckend. Selbst an den Wochenenden kamen täglich Mitarbeiter, um bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Und auch die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen aus Albstadt und weltweit ist beispielhaft – alle ziehen an einem Strang“, so Hans-Jürgen Haug.
Für betroffene Mitarbeiter in Lužice wurde ein Notfalltopf durch Groz-Beckert eingerichtet, damit die Mitarbeiter schnell und zielgerichtet unterstützt werden konnten. Zudem formierte sich kurz nach Bekanntwerden des Ereignisses große Solidarität in der weltweiten Belegschaft Groz-Beckerts, die eine Spendenaktion für die Kollegen in Lužice organisierte.
Über Groz-Beckert
Groz-Beckert ist weltweit führender Anbieter von industriellen Maschinennadeln, Präzisionsteilen und Feinwerkzeugen sowie Systemen und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen. Die Produkte und Leistungen unterstützen die Bereiche Stricken und Wirken, Weben, Filzen, Tuften, Kardieren und Nähen. Bereits 1852 gegründet, erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2020 mit weltweit rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 618 Mio. Euro Umsatz. Groz-Beckert ist mit Vertretungen, Produktions- und Vertriebstochtergesellschaften weltweit in mehr als 150 Ländern aktiv.